Ich lese gern. Da ich entweder mit meiner Band RotFront oder als DJ viel unterwegs bin, musste ich früher in meiner Reisetasche immer ein Paar Bücher mitschleppen. Manche davon sind verloren gegangen, in Clubs oder Hotels Europas… Aber seit einem Jahr lese ich in einem I-Pad, uns muss dazu sagen – eine sehr praktische Lösung! Wenn ich nach einem Konzert oder DJ-Set nicht einschlafen kann, gehe ich auf eine russische Webseite, eine Art E-Bibilotek, wo man eine ganze Menge verschiedener Bücher runterladen kann. Ich wähle mir mal ein Roman, mal ein Krimi zum Entspannen…. Aber vor ein Paar Monaten, als ich mich nach einem gelungenen DJ-Set beim Klezmerfestival in Fürth im Hotelzimmer hingelegt habe, bin ich auf ein Werk mit einem viel versprechenden Titel „Das Judentum in der Musik“ gestoßen. Geschrieben hat es Richard Wagner. Ich wusste zwar, dass der bedeutende deutsche Komponist Wagner nicht gerade als ein großer Freund der Juden gilt, habe mich aber nie mit diesem Teil deutsch-jüdischer Geschichte beschäftigt. Click! – und wenige Sekunden später war die Lektüre vor mir. Ich las die ersten Seiten, und ….glaubte meinen Augen nicht. Wie soll ich es denn beschreiben, für diejenigen, die diese pseudowissenschaftliche Arbeit nicht kennen? Jede Seite, sogar jeder Satz ist ein antisemitisches Manifest der übelsten Sorte. Dabei ist dieser Text keine Jugendsünde, nein, der Autor war recht stolz darauf, und hat ihn sogar mehrmals aufgelegt. Mir kam dieses Werk doof und langweilig vor. Ich habe nur 4-5 Seiten davon geschafft, und schlief ein, neben dem leuchtenden I-Pad. Und ich hatte einen sehr merkwürdigen Traum. Ich träumte von einer neuen Band, die ich mit meinen jüdischen Freunden gründe. Eine Klezmer-Coverband, die nicht die üblichen Hava Nagila und Miserlou spielt, sondern ausschließlich Klezmerarrangements von Wagners Werke. Wir nennen uns Richard Wagner Klezmer Band, und planen eine Deutschland-Tour. So gern hätte ich in diesem Traum unseren Sound gehört, aber stattdessen klingelte mein Wecker….Roll over, Wagner!