Die TV-Ausstrahlung des BBC-Vierteilers “The Promise” auf Arte, in dem das Ende der britischen Mandatszeit in Palästina und die Gründung des Staates Israel aus Sicht eines Angehörigen der Besatzungstruppen behandelt wird, war als ein aufwendiges TV-Ereigenis im ARTE-Magazin angekündigt worden. Parallel zu den historischen Ereignissen verläuft ein weiterer Erzählstrang, in dem die Enkelin dieses britischen Offiziers 60 Jahre später ihre jüdische Freundin nach Israel begleitet, weil diese dort ihren Militärdienst antreten muß. Diese Parallelontage wird über das Mittel eines soeben aufgetauchten Tagebuchs des Großvaters angestoßen. Peter Kosminski als Autor und Regisseur des Films, hat ein dumpfes, vor latentem Antisemitismus strotzendes Werk geschaffen, dass sich nicht scheut, historische Tatsachen zu verdrehen oder einfach neu zu erfinden. Die Heldin Erin (Claire Foy) stolpert in jugendlicher Selbstgefälligkeit dumm, großäugig und naiv durch das Israel von heute. Sie versteht nichts und benimmt sich wie ihre, das Land kolonialisierenden Vorfahren. Sie verteilt moralische Schulnoten und misst alles, was ihr begegnet, mit dem Maß einer Weltsicht, die sich aus Fernsehen und Hochmut speist. Die kindliche Trotzhaltung der Figur macht eine Identifizierung einfach, denn die scheinbar moralischen Sieger haben die volle Sympathie der Figur, des Autoren und des Regisseurs. Das Erin irgendwann Sex mit einem israelischen Friedensaktivisten hat und darüber mehr als erschrocken ist, befördert die Weltanschauung der Heldin ins Reich der Lächerlichkeit.

Das ganze Machwerk ist bedauernswert ekelhaft und einfältig. Israelis sind in diesem Film entweder reich, privilegiert und haben ein schlechtes Gewissen oder sie sind das Abziehbild einer orthodox-jüdischen Großfamilie, wie man es in den dunklen Arsenalen antisemitischer Vorurteile findet. Die Palästinenser hingegen sind durchweg rührend bemühte, friedfertige und die Welt durchschauende Zeitgenossen. Zwar findet tatsächlich auch ein Selbstmordattentat im Film statt. Dies dient aber nur dazu, die spätere Räumung des Attentäterhauses im Gaza-Streifen nur umso brutaler und sinnloser aussehen zu lassen. Das Attentat zu Beginn des Films kommt eher als ein Naturereignis daher, als von Menschenhand ausgelöst.
Israelische Soldaten werden als Schutztruppe leicht verfetteter, orthodoxer Bengel gezeigt, die nichts besseres zu tun haben, als arabische Schulmädchen mit Steinen zu bewerfen. Der ideologische Hammer kreist unaufhörlich und meißelt irgendwann “Israel – die neuen Nazis” in die Köpfe der Zuschauer.

Offensichtlich soll hier zweierlei erreicht werden. Erstens wird ein intellektueller Antisemitismus in das Gewand eines aufgeklärten Antizionismus gekleidet und somit dem weniger belesenen Zuschauer ein verzerrtes Geschichtsbild geboten, das nur eine Folgerichtigkeit haben kann: Israel muss weg. Zum anderen werden die eigenen, britischen Ursprünge und Anteile an der Historie um die Gründung Israels quasi ins OFF gesprochen. Die Schuldzuweisung ist eindeutig und verklärt das historische Bild. Wie absurd ist es beispielsweise, wenn der Eindruck entsteht, dass die Briten den 2.Weltkrieg eigentlich nur zur Befreiung der Juden gekämpft haben und genau diese Juden verdanken sie dann so voller Undankbarkeit aus Palästina. Dazu kommt noch, dass von der ‘Palmach’ ein Bild gezeichnet wird, dass den schlimmsten Schilderungen der Nazi-Kapos in der KZs in nichts nach steht. Die Palmach wartet im Film quasi nur darauf, dass die Briten endlich abziehen, um die arabische Bevölkerung rücksichtslos zu massakrieren. Bis dahin, dass Juden arabische Kinder erschießen.

Das der Film bei ARTE quasi ‘versteckt’ wurde und nicht als Historienschinken in einem öffentlich-rechtlichen Programm mit mehr Reichweite lief, zeigt, dass sich die Verantwortlichen bei den Sendern sehr wohl über diese Schamlosigkeit bewusst sind. Vom moralischen Hochparterre aus blickt man zwar nicht auf die Straße aber dafür zumindest in den Hinterhof der Geschichte.