Helmut Newton, der ursprünglich aus einer deutsch-jüdischen Familie stammte, arbeitete größtenteils für die australische Vogue, bevor ihn auch die deutsche oder amerikanische Ausgabe engagierte. Zu Beginn der Siebziger Jahre etablierte sich Newton zu einem der begehrtesten und teuersten Fotografen im Bereich Mode, Werbung und Akt.

Bevor die druckreifen und endgültigen Bilder entstanden sind, arbeitete Newton stets mit seinen Polaroid-Kameras, um vorab einen Überblick über Faktoren wie Bildkomposition oder Lichtsituation zu gewinnen – eine Art Ideenskizze also.

Im Erdgeschoss des Museums für Fotografie wurden für diese Ausstellung weitere großzügige Ausstellungsräume geschaffen. Unter dem Titel “Private Property” sind unter anderem seine Kameras, seine eigene Foto- und Kunstsammlung, seine Bibliothek und Teile seines Büros in Monte Carlo, das berühmte Newton-Mobil, Plakate seiner Ausstellungen sowie zahlreiche Publikationen der Fotografien von Helmut Newton zu sehen.

Die Helmut Newton Stiftung wurde von Helmut und June Newton Ende 2003 gegründet. Sie ist eine Stiftung nach schweizerischem Recht mit Sitz in Zürich. Zweck der international arbeitenden Stiftung ist die Wahrung, der Schutz und die Präsentation des fotografischen Werkes von Helmut und June Newton, die seit 1970 unter dem Namen Alice Springs ein eigenes, bedeutendes Porträtwerk schuf.

Das Polaroid-Verfahren hat die Fotografie revolutioniert. Polaroids sind in der künstlerischen und angewandten Fotografie als vorbereitende Studien und als eigenständiges Medium verwendet worden. Das begann bereits kurze Zeit nach der Einführung der Sofortbildfotografie 1947 durch ihren Erfinder Edwin Land. In nahezu allen fotografischen Bereichen – Landschaft und Genre, Porträt und Selbstporträt, Mode und Akt – und überall auf der Welt fand die ungewöhnliche Bildtechnik begeisterte Anwender.

Helmut Newton hat die Technik seit den 1970er Jahren ebenfalls intensiv genutzt, insbesondere während der Shootings für seine Modeaufträge. Dahinter stand, wie er es selbst einmal in einem Interview nannte, das ungeduldige Verlangen, sofort wissen zu wollen, wie die Situation als Bild aussieht. Aufschlussreich sind Newtons handschriftliche Ergänzungen an den Rändern der kleinformatigen Bilder: Kommentare zum jeweiligen Modell, zum Auftraggeber oder Aufnahmeort. Diese Anmerkungen, die Unschärfen und Gebrauchsspuren finden sich selbstverständlich auch auf den Vergrößerungen der Polaroids innerhalb der Ausstellung; sie zeugen von einem pragmatischen Umgang mit den ursprünglichen Arbeitsmaterialien, die inzwischen jedoch einen autonomen Wert besitzen.

Anhand von über 300 Fotografien wird dieser Werkaspekt Helmut Newtons erstmals repräsentativ erfasst und veranschaulicht. Insofern kommt die Ausstellung einem Blick ins Skizzenbuch eines der einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts gleich.

Nach den Wünschen von Helmut Newton soll diese Stiftung in seiner Heimatstadt Berlin, die im Juni 2004 eröffnet wurde, kein “totes Museum” sein, sondern eine “lebendige Institution”. In wechselnden Ausstellungen werden hier unterschiedliche Aspekte seines vielschichtigen, innovativen und provokativen Werkes präsentiert. Überdies werden auch andere Künstler und Fotografen in der Helmut Newton Stiftung gezeigt und treten so mit Newtons Werk in einen Dialog.

Museum für Fotografie