Das glaubst du nicht? Dann lies bitte Genesis (Bereschit) 18. 1bis 8. Wajerah. Der Ewige erschien unserem Stammvater Abraham unter den Terebinthen zu Mamre – so ne Art Garten – zur Mittagszeit mit zwei Männern als Begleitung – vermutlich Engel-, egal, und Abraham hat den Herr´n bewirtet, mit Brotkuchen und Rindfleisch in Sahnesoße. Und es wurde gegessen und gut.

Na was soll denn das, bitte? MIlchig mit fleischig zusammen in einer Mahlzeit und dann auch noch G´tt selbst? Was ist da los in Genesis 18. 1-8 ? Und Abraham Awinu gibt so ein Essen aus?  Na ja, die Gesetze wurden ja erst später am Sinai verkündet. Abraham wusste gar nichts davon, dass man milchig mit fleischig nicht zusammen essen darf. Aber G´tt der Herr, was ist mit ihm? Heute so und morgen so? Gut, ein paar Jährchen vergingen schon zwischen dem Imbiss in Mamre und Sinai, aber G´tt, was hat ihn bewogen seine Meinung zu ändern? Hat er sie vielleicht gar nicht geändert? Darf man vielleicht auch nach Sinai, also auch heute noch, milchig und fleischig gemeinsam verzehren? Liegt da etwa ein Missverständnis vor? Hat da jemand etwas falsch verstanden oder genauer ausgedrückt und mit verlaub, hat da jemand gar nichts gecheckt, sozusagen alles vollständig verplant und das Thema verfehlt und sich etwas aus den Fingern gezutzelt und an den Haaren herbeigezogen?  Wie kommt so ein Exeget auf solche milchig-fleischig-, parvöse  Ideen?

´Du sollst das Böcklein nicht in der Milch der Mutter kochen´. So steht´s geschrieben. Das soll´s also sein. Daraus kann man also das Trennen von milchig und fleischig als Gesetz der Torah ableiten. Das Böcklein in der Milch seiner Frau Mama kochen – nein,  wer macht denn sowas? Wer ist so grausam? Nein, ein Jude bestimmt nicht. Das ist nicht schön, das ist grausam und nicht tierlieb und auch nicht gesund, weil´s bekanntlich nachher im Magen säuert und man ganz doll aufstoßen muss. Das hab´ ich ja selbst schon erlebt, in Frankreich, in der Normandie. Die kochen da ja alles in Sahne. Die Normandie, der französische Garten zu Mamre, nur ohne Terebinthen, was auch immer das für Blümchen sein mögen.

Nein meine Herren, so nicht!

Das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter zu kochen, ist doch ganz klar eine exakte Anweisung die Viehwirtschaft,insbesondere die Tierzucht betreffend, sonst nichts. Also Böcklein, Böcklein sind nämlich junge, männliche Lämmer. Es sind keine in Worten: KEINE weiblichen Lämmer.  Wenn man sie in der Milch ihrer Mutter kochen wollte, so müssten sie noch in der Säuglingsphase sein, also ganz, ganz jung. In diesem Alter kann man aber  noch nicht bestimmen ob ein männliches Tier gute Zuchteigenschaften haben wird und dann als Bock gesunde und wertvolle Nachkommen zeugen könnte. Junge, männliche, saugende Lämmer soll man also nicht schlachten. Weibliche Tiere bleiben sowieso am Leben, denn sie werden als Muttertiere gebraucht, und zwar JEDES weibliche Tier. Bei den Männern reicht ja ein einziger Kerl, um ein ganzes Bataillon Damen zu decken. Da nimmt man natürlich nur vielversprechende Individuen zur Zucht. Also bitte warten, bis man erkennen kann ob´s ein guter Bock ist. Warum aber, steht diese Sache gleich drei mal in der Torah?

Das kommt so:

Man schlachtet ja die Böcklein üblicherweise schon gerne, weil die meisten von ihnen zur Zucht ohnehin nicht gebraucht werden, im Gegensatz zu den weiblichen Lämmern und weil die Böcklein gut schmecken und zartes Fleisch haben. Die israelitischen Hirten aber, gerade aus Ägypten geflohen und eher nur mit den Gepflogenheiten des Landes am Nil vertraut, wo ja ständig, mindestens aber meistens ein Überfluss an Nahrungsmitteln und Tieren die Regel war, mussten eindringlich darauf hingewiesen werden, dass man im Gegensatz zum Vorgehen im sehr fruchtbaren Ägypten in der Wüste besser wartet bis man die Böcklein ohne wirtschaftlichen und züchterischen Schaden schlachten und verzehren darf. Man hatte ja auch gerade erst begonnen eigene Herden heranzuzüchten.  Das war in der Wüste während der vierzigjährigen Herumrennerei garantiert ein Running Gag und es hat gedauert bis alle sich das endlich gemerkt hatten. Der Mensch isst halt gerne ´mal etwas zartes, feines, aber die Wüste erfordert eben einen anderen Umgang mit den Ressourcen als das feuchte und reiche Land am Nil. Nu, und das ist es auch schon- und Schluss.

Wer also, pfriemelt da so ein Zeug wie “milchig und fleischig” aus diesem klaren Satz, aus dieser hundertprozentigen viehzüchterischen Regel?  “Wer macht denn sowas?”, würde Mel Brooks fragen. Ich weiß es nicht und ich will´s auch gar nicht wissen. Ist ja auch nicht schlimm. Ist ja auch egal ob man eine halbe oder drei Stunden zwischen dem einen und dem anderen warten muss bis man es essen und trinken darf, und zwei Küchen sind ja auch ganz toll und alles.

Man soll ja auch Zäune errichten um die Torah herum, damit sie geschützt wird und so und damit es ganz schwer wird die Gesetze nicht einzuhalten. Aber dieser offensichtliche Blödsinn?  Muss man da aufspringen auf diesen errorexegetischen Bummelzug mit den zwei Speisewagen, der sich unaufhaltsam und schon seit tausenden von Jahren im Slalom um alle Sahnesoßen und Doubble Whopper Cheese dieser Welt herumschlängelt?  Nein und nochmals nein. Ich nicht. Tut mir Leid. Das ist mir zu blöd und wenn se mich aus der Kirche verbannnen und nicht mehr zur Torah aufrufen, egal wieviel ich auch spende. Dann eben nicht. Dann sollen Andere beim Rebben zum Essen eingeladen werden und parve sein bis sie platzen. Ich weigere mich.

Aber nichts für ungut, liebe koschere Juden und ein dreifaches Törröööhhhh bläst euch euer fleischiger

Benjamin Perach Katan